Impulse für multiprofessionelle Zusammenarbeit in und um Schule

Am Montag, den 20.06.2022 fand ab 16.30h das Podiumsgespräch ‚Sexualpädagogik! Impulse für multiprofessionelle Zusammenarbeit in und um Schule‘ am Institut für das künstlerische Lehramt der Akademie der bildenden Künste Wien statt.

Expert:innen aus Schule, Sozialarbeit, Sexualpädagogik, Forschung und Lehrerinnenbildung kamen im Gespräch überein, dass es hoch an der Zeit ist, sowohl in Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen als auch in der Zusammenarbeit von Lehrerinnen, Sexualpädagog*innen, Schulsozialarbeit und -psychologie in Österreich den mittlerweile 50 Jahre alten, aber in vielen Punkten bei weitem nicht realisierten Grundsatzerlasses Sexualpädagogik verstärkt umzusetzen.

„Obgleich es einen Grundsatzerlass seit den 1970er Jahren gibt, fehlt es an einer Basis-Sensibilisierung von Lehrpersonen im Studium“, bemerkte die Sexual-pädagogin und Lehrer*innenbildnerin Sabine Ziegelwanger. Von einem möglichen Format der schulischen Umsetzung von Sexualpädagogik berichtet Ute Kössler, Lehrerin an der MS/AHS Anton-Krieger-Gasse/Wien: Ihre Schule organisiert jedes Jahr eine Projektwoche zu sexualpädagogischen Themen, die fächer-übergreifend und in Kooperation mit außerschulischen Einrichtungen durchgeführt wird. Rafaela Siegenthaler, Schulsozialarbeiterin an der Berufsschule Gartenbau & Floristik/Wien, betonte die sexualpädagogischen Möglichkeiten von offener Jugendarbeit und Beratung direkt an Schulen und verwies auf die Potentiale von Vernetzung und Austausch zwischen unterschiedlichen Professionellen hin.

Nur über eine ausfinanzierte multiprofessionelle sexualpädagogische Arbeit in und um Schule sei es möglich, die sexuellen Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen i.S. des Grundsatzerlasses zu begleiten. „Der einzige Weg für Sexualpädagogik ist multiprofessionell“, so formulierte es der Sozialpädagoge und Mitarbeiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung Olaf Kapella. Er rückte das Kindeswohl und die Kinderrechte in den Fokus: „Jede Schule muss ein Konzept für Sexualpädagogik und Kinderschutz entwickeln.“ Dabei, so unterstrich auch die Bildungswissenschaftlerin und Lehrer*innenbildnerin Marion Thuswald, brauche es „einen positiven, lustfreundlichen Zugang – auch im Sinne der Gewaltprävention.“

Beispiele und Hinweise für die diskriminierungs- und machtkritische Ausgestaltung sexualpädagogischer Bildungsarbeit finden sich in den aktuellen Publikationen aus dem Projekten Imagining Desires und Reflecting Desires (www.imaginingdesires.at). Notwendige nächste Schritte liegen in der Kooperation mit den bildungspolitischen Entscheidungsträger*innen sowie in der intensiven Arbeit an den Möglichkeits-räumen und Herausforderungen multiprofessioneller Zusammenarbeit in ihren unterschiedlichen und vielstimmigen disziplinären und professionellen Zugänge zu sexueller Bildung.