Ein Video zu Imagining Desires von Lilly Axster und Louis Hofbauer

Ist Sex ein Gefühl? Bilder befragen – Begehren erkunden

Kommentare von Schüler*innen und Studierenden

Schülerin:
„Ich fand die Auseinandersetzung mit den Bildern in kleineren Gruppen
am besten. Weil da haben wir einfach wirklich über das Thema geredet.“

Lehramtstudierende:
„Die Zusammenarbeit im Projekt war für mich so wie mit den Pfadfindern
unterwegs zu sein. Man löst dann gemeinsam Aufgaben und hilft sich
gegenseitig und ergänzt sich. Das hat total super funktioniert. Es war wie
zusammen spielen und sich spielerisch etwas erarbeiten und das hat irgendwie dieses auf Augenhöhe agieren möglich gemacht. Es gab nicht
so das Hierarchische – Im Gegenteil, jeder hatte Verantwortung.“ (Lehramtsstudierende)


Lehramtsstudierende:
„Ich glaube, dass die Rolle als Co-Forschende ermöglicht hat, dass wir
Studierende und Schüler*innen auf Augenhöhe gearbeitet haben. Also
eben kein unbedingt hierarchisches Gefälle. Vielleicht vom Alter und der
Erfahrung her, aber eben nicht WIE wir uns begegnet sind. Egal wo wir
waren, am Institut oder in der Schule, überall wo wir waren, waren wir gleichberechtigt.“

Stimmen zum Forschungsfeld von
Imagining Desires

Inge Wellnhofer, Lehrerin an der Neuen Mittelschule Sir-Karl-Popper-Schule im 15. Bezirk:

„Zeitgemäße und kritische Auseinandersetzung mit Sexualität ist meiner Meinung nach wichtiger denn je, da heutzutage Schülerinnen und Schülerständig ständig damit konfrontiert sind. Daher bin ich dankbar, dass ich mit meiner Klasse am Forschungsprojekt Imagining Desires teilnehmen konnte.

Für Jugendliche ist es ohnehin schwierig gemeinsam mit Erwachsenen das Thema Sexualität zu behandeln, umso wichtiger ist es, dass es für sie die Möglichkeit gibt mit außerschulischen Personen forschend das Thema zu ergründen. Das Auseinandersetzen mit Sexualität und visueller Kultur im Rahmen des Projekts bot meinen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit Fragen rund um Sexualität zu stellen und sich damit zu beschäftigen. Sie wurden angeregt ihre Alltagswelt in Bezug auf Sexualität genauer zu betrachten und wahrzunehmen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass ich in der Entwicklungs- und Entstehungsphase nicht in der Klasse anwesend war – ein absolutes Muss für eine ungehemmte, freie Auseinandersetzung. Die Schüler und Schülerinnen konnten sich natürlich jeder Zeit mit mir austauschen, aber meine Präsenz wäre sicherlich für den offenen und uneingeschränkten Austausch kontraproduktiv gewesen. Wichtig fand ich, dass die Schüler und Schülerinnen auch in Kleingruppen mit ihren Bezugspersonen aus dem Projekt an ihren Themen arbeiten und forschen konnten.

Grandiose Ergebnisse präsentierten die Schüler und Schülerinnen am Ende des Projekts. Ich war nicht nur von ihren Ergebnissen in Form von Broschüren, Stop-motionen-Filmen, Objekten u.a. beeindruckt und angetan, sondern auch von ihrer selbstbewussten Präsentation. Ich kann mich nur nochmals beim Team von Imagining Desires bedanken und hoffe, dass es auch in Zukunft Projekte dieser Art geben wird.“

Anmerkung: Die Schüler*innen der Klasse von Inge Wellnhofer waren zum Zeitpunkt der gemeinsamen Arbeit in der 3. Klasse der Neuen Mittelschule (7. Schulstufe). Sie haben an einem dreiteiligen Bilderworkshop teilgenommen und aufgrund des großen Interesses noch im Folgesemester mit Studierenden gemeinsamen künstlerische-gestalterisch zu Themenschwerpunkten gearbeitet: etwa zu den Themen wie „Fühlt sich schön an…“, Verhütungsmagazin, Schönheitsideale, Konsens oder Geschlechtsidentitäten.

 

Dr. Eva Mersits, Direktorin des Hernalser Gymnasiums Geblergasse:

„Als eine Schule, die künstlerischen Fächern und projektorientiertem Arbeiten einen großen Stellenwert einräumt, sieht das GRG 17 die Beteiligung an einem kunst- und sexualpädagogischen Forschungsprojekt als einen wichtigen Beitrag zur Schul- und Fachentwicklung und der Erweiterung von sexualpädagogischen und gewaltpräventiven Kompetenzen bei Lehrer_innen und Schüler_innen. Imagining Desires greift wichtige Themen und Fragen auf, die sowohl für Schüler_innen als auch für Lehrpersonen von großer Bedeutung und starkem Interesse sind. Wir sehen es als eine großartige Möglichkeit des miteinander und voneinander Lernens, wenn Schüler_innen, Lehrer_innen, Lehramtsstudierende sowie Sexualpädagog_innen, Künstler_innen und Wissenschaftler_innen gemeinsam forschen und dabei Wissen und Erkenntnisse ausarbeiten, die sowohl für Schüler_innen wie auch für pädagogisch Tätige und wissenschaftliche/künstlerische Forschung von Relevanz sind.“

 

Maria Dalhoff und Sevil Eder, Mitarbeiterinnen des Vereins Selbstlaut:

„Wessen Lebensrealitäten werden in der sexualpädagogischen Arbeit mitbedacht? Und wessen Realitäten scheinen nicht zu existieren?
Welche Lebens- und Beziehungsformen werden als Ideal gesetzt? Und wer findet die eigenen Lebensbedingungen in pädagogischen Materialen nicht wieder? (…)
Fragen wie diese beschäftigen uns als Mitarbeiter_innen des Vereins Selbstlaut – Gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in unserer Arbeit mit pädagogisch Tätigen, Behörden sowie Kindern und Jugendlichen. Mit diesen Fragen konfrontieren wir uns als Team auch immer wieder aktiv, weil es unser Anspruch ist, sexuelle Bildung und Präventionsarbeit in unterschiedlichste Richtungen möglichst barrierefrei zu gestalten.“ 1

 

Linnea, Schülerin der 8. Schulstufe am Hernalser Gymnasium Geblergasse:

„Ich finde das Projekt vor allem deshalb wichtig, weil es dabei nicht darum geht, zum Thema Sexualität klinische Fakten zu lernen, sondern darum, Darstellung und Wirkung selbst zu erforschen und zu hinterfragen.“

Karla Schmutzer, Projektmitarbeiterin bei Imagining Desires und Lehrerin für die Unterrichtsfächer Werkerziehung und Bildnerische Erziehung:

„Wenn Pädagog_innen, wie in meinem Fall, mit Schüler_innen zu historischen und gegenwärtigen Körperdarstellungskonventionen arbeiten, berühren sich Fragen zu Geschlecht, Begehren, Sexualität, Behinderung und race. (…) Ein bewusster(er) Umgang mit dem bestehenden kunstgeschichtlichen Kanon, wie er zumeist in Schulbüchern, Uni-Lehrveranstaltungen oder durch Kolleg_innen und Betreuungslehrer_innen angeboten wird, ist (…) unumgänglich. (…) Fragen danach, welche Körper sichtbar sind bzw. wie sie zu sehen gegeben werden und gesehen werden, müssen in der kunst- und sexualpädagogischen Arbeit mit Bildern gestellt werden.“ 2

Angelika Beck, Kunst- und Sexualpädagogin:

„Die Begegnung mit zeitgenössischer Kunst, die ‚Sexuelles’ thematisiert, bietet Gelegenheiten Gespräche mit und unter Jugendlichen zu initieren. (…) Gesprächsbedarf ist vorhanden und viele Schülerinnen und Schüler der Oberstufe weisen darauf hin, dass es, wenn die Schule sich des Themas nicht annimmt, für sie keinen Ort des sachlichen Gesprächs über Sexualität gibt.“
„Die Begegnung mit (zeitgenössischer) Kunst kann Jugendlichen helfen, in der Konstruktion ihres Selbst Spielraum gegenüber fremdvalidierten normativen Ansprüchen zu entwickeln und auszubauen.“ 3

 


  1. Dalhoff, Maria/Eder, Sevil (2016): Für eine sexuelle Bildung der Unbequemlichkeiten. In: Thuswald, Marion/Sattler, Elisabeth (Hg.): teaching desires. Möglichkeitsräume sexueller Bildung im Kunstunterricht. Wien: Löcker, S. 83f.
  2. Schmutzer, Karla (2016): Körperbilder und Proportionsregeln im Kunstunterricht durchkreuzen. In: Thuswald, Marion/Sattler, Elisabeth (Hg.): teaching desires. Möglichkeitsräume sexueller Bildung im Kunstunterricht. Wien: Löcker, S. 110, 117.
  3. Beck, Angelika (20132): Kunstpädagogik in der sexuellen Bildung. In: Schmidt, Renate-Berenike/Sielert, Uwe (Hg.): Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 726.
    Beck, Angelika (2016): Let’s switch! Mit Jugendlichen unterwegs zwischen Sex und Kunst. In: Thuswald, Marion/Sattler, Elisabeth (Hg.): teaching desires. Möglichkeitsräume sexueller Bildung im Kunstunterricht. Wien: Löcker, S. 37.