Mit Schüler_innen forschen: Möglichkeiten, Grenzen und Ziele partizipativer Forschung
Ein Workshop mit Hella von Unger
Wann? Mittwoch, 7. März 2018, 17.00 bis 20.00 Uhr (Ankommen und Kaffee- bzw. Teetrinken ab 16.30)
Wo? Institut für das künstlerische Lehramt, Raum 3.06, Karl-Schweighofer-Gasse 3, 1070 Wien (rollstuhltauglich)
Für wen? Für Beteiligte an partizipativen Forschungsprojekten, in denen Schüler_innen mitarbeiten sowie für Personen, die partizipative Projekte mit Schüler_innen planen
Anmeldung bis 28. Februar 2018 unter imagining.desires@akbild.ac.at (Die Plätze sind begrenzt)
Rückblick
Wir freuen uns über das große Interesse und die vielen Teilnehmer_innen, die den Workshop besuchten. Zunächst fand eine Runde mit Vorstellung der Teilnehmer_innen sowie eine Sammlung relevanter Themen- und Fragestellungen für den Workshop statt. Die Themenfelder wurden dann in Kleingruppen durchgearbeitet und anschließend wieder ins Plenum gebracht. Die bearbeiteten Themenkomplexe waren 1) Das Setting Schule – Hierarchien, Rollen 2) Methoden 3) Stufen der Partizipation 4) Probleme mit methodologischen Grundlagen sowie 5) Nutzen für alle Teilnehmer_innen an partizipativer Forschung.
Zum Workshop
Der Workshop bietet die Möglichkeit – ausgehend von kurzen Inputs der Referentin – Ziele, Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen zu diskutieren, die sich in der partizipativen Forschung grundsätzlich und insbesondere in der Forschung mit Schüler_innen zeigen können. Seit mehreren Jahren fördert das vormalige Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft im Programm Sparkling Science partizipative Forschungsprojekte, die Schüler_innen als aktive Forscher_innen einbeziehen.
Alle, die sich dieser Herausforderung mit kritisch-reflexivem Anspruch stellen, bewegen sich in vielfältigen Spannungsfeldern, die sich durch die Zusammenarbeit mit nicht-forschungserfahrenen Personen auftun. So gilt es etwa im Forschungsprozess zwischen theoretischen und forschenden Ansprüchen und den pädagogischen und gruppendynamischen Erfordernissen zu navigieren und angesichts sehr unterschiedlicher Interessen und Vorerfahrungen eine konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Der Workshop bietet Raum, Herausforderungen alltäglicher Forschungspraxis in Projekten mit Schüler_innen zu besprechen sowie widersprüchliche Erwartungen, paradoxale Spannungsfelder und überzogene Ansprüche zu thematisieren.
Zum Kontext
Sparkling Science-Projekte werden aktuell in einer hochschulpolitischen Lage ausgeschrieben und finanziert, in der Universitäten zunehmend unter Druck geraten, ihre Forschung auch über sogenannte Drittmittel zu finanzieren. Während also zunehmend mehr Wissenschaftler_innen um die knapper werdenden Forschungsgelder konkurrieren, werden gleichzeitig neue Programme ins Leben gerufen, die den Personenkreis jener, die als Forscher_innen angesprochen werden, erweitern. Das Programm Sparkling Science ist nur eines dieser Forschungsfördeprogramme. Das Bundesministerium verortet das thematisch offene Programm im Diskurs um Citizen Science und propagiert es als »unkonventionellen und in Europa einzigartigen Weg der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung« (www.sparklingscience.at).
Der Anspruch des Programms ist, dass «Schülerinnen und Schüler Seite an Seite mit Wissenschaftler/innen arbeiten und inhaltlich relevante Beiträge zur Erreichung der Forschungsziele einbringen» (ebd.). Als Kriterium gilt dabei, dass «die Beiträge der Schüler/innen so sauber eingearbeitet sind, dass die Projektergebnisse den gültigen wissenschaftlichen Qualitätsstandards entsprechen» (ebd.). Die gängigen Anforderungen an Forschung werden also beibehalten; hinzu kommt jedoch noch der Anspruch, Schüler_innen ohne Forschungserfahrung als aktive Forscher_innen in den Prozess einzubeziehen. Inwieweit es jedoch möglich und vor allem auch sinnvoll ist, an partizipative Projekte dieselben Kriterien anzulegen, wie an konventionelle wissenschaftliche Forschung und die Anforderungen an die Forschung ‚einfach‘ additiv um jene von Partizipation zu ergänzen, wird in dem herrschenden Diskurs rund um best practice kaum diskutiert. Aus Sicht kritisch-reflexiver Forschung kann das Setzen von Kriterien jedoch nicht den Fördergeber_innen überlassen werden. Vielmehr muss die Diskussion darüber stärker in der Scientific Community – insbesondere auch in der an kritischer Wissensproduktion orientierten – geführt werden. Der Workshop soll eben dafür Raum eröffnen.
Zur Referentin
Prof. Dr. Hella von Unger ist Professorin für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und arbeitet schwerpunktmäßig zu qualitativen Methoden der empirischen Sozialforschung, Soziologie von Gesundheit und Krankheit, Ethnizität und Migration. Sie hat sich in Forschung, Lehre und ihrer Funktion als Vorsitzende der Ethikkommission an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der LMU München intensiv mit Forschungsethik und partizipativen Forschungsmethoden beschäftigt und ist Mitglied des künstlerisch-wissenschaftlichen Beirats im Sparkling Science-Projekt Imagining Desires. Sie publizierte unter anderem zu „Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis“ (2014) und „Forschungsethik in der qualitativen Forschung: Reflexivität, Perspektiven, Positionen“ (2014, gemeinsam mit P. Narimani und R. M‘Bayo).
Die Veranstaltung wird vom Fachbereich Kunst- und Kulturpädagogik am Institut für das künstlerische Lehramt der Akademie der bildenden Künste Wien organisiert, der im Rahmen des Sparkling Science-Projekts Imagining Desires gemeinsam mit Schüler_innen, Studierenden, Lehrer_innen, Künstler_innen und Sexualpädagog_innen zu Sexualität, visuelle Kultur und Pädagogik forscht (www.imaginingdesires.at)
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit den Sparkling Science-Projekten ZwischenWeltenÜberSetzen (zwischenweltenuebersetzen.univie.ac.at) und Stadt-Land-Kind (www.akbild.ac.at/Portal/kunst-forschung) statt.